Jump to content

Ragnarok - Eine Battletech-Kurzgeschichte

RPG Story

No replies to this topic

#1 WDShivan

    Member

  • PipPip
  • 21 posts

Posted 01 September 2014 - 12:29 PM

So, nachdem es mir irgendwie den Titel zerhauen hatte nochmal neu mit richtigem Titel

Grüße Mechkrieger !

Nachdem wir bei den Wicked Dragons alte Batteltech-Veteranen sind und es ja schon längere Zeit nichts mehr ordentliches zu lesen gibt hoffe ich, dass auch unter euch der ein oder andere gediegene Leser ist.
Viel Spaß beim Lesen, und wer noch eine Einheit sucht, bewerbt euch unter Wickeddragons.de :)

Teil 2 ist noch in der Arbeit, wird aber wohl die nächsten Tage auch dazukommen.



New Dervish
26. Oktober 3031
RaCorp Fabrikkomplex nahe der Stadt Wellbanks


Martin und seine Scoutlanze aus leichten Mechs saßen schon seit nunmehr fünfeinhalb Stunden fast unbewegt, festgeschnallt auf ihren Cockpitliegen. Das spannendste, was sie bisher gesehen hatten war die Jagd eines Tikalianischen Daegus wie er ein deutlich größeres Sumpfschwein nur unweit der Mechs erlegte. Aber so trügerisch diese Ruhe auch war, sie wussten genau warum sie hier Wache schoben und was vermutlich noch viel früher als ihnen lieb war auf sie zukam.
Alle vier kannten sich schon seit einigen Monaten, Martin und Jefferson schon seit sie bei den ‚Marauding Vikings’ angeheuert hatten, also knapp 2 Jahre. Die aus einer unterzähligen Kompanie bestehende Söldnereinheit war erst vor einigen Wochen auf Galatea eingetroffen um sich um neue Auftraggeber zu bemühen, doch dieses mal wurden sie schon nach wenigen Tagen fündig. Wie der Kommandeur der Vikings, Roar Stensdottir – welcher große Stücke auf seine skandinavische Herkunft legte, bei der Einheitsbesprechung erklärte musste man sich hier auf „New Dervish“ „nur ein wenig den Hintern breitsitzen und zusehen wie sich das eigene Konto mit C-Noten füllt.

Doch wie nicht anders zu erwarten bei einer solch hohen Bezahlung für einen einfachen Granisonsauftrag stellte sich auch die Situation vor Ort nicht sonderlich einfach dar. Zweien verfeindeten Großindustriellen auf New Dervish war es offenbar nicht mehr genug sich gegenseitig in den Medien zu denunzieren und Sabotageakte auf die Fabriken des jeweils anderen durchzuführen. Die Situation schien zu eskalieren und jede der beiden Seiten versuchte mit ihren vorhandenen Mitteln möglichst viele Mechkrieger unter kontrakt zu bringen um die gegnerische Seite zu vernichten oder zumindest in Schach zu halten. Und in genau dieses Pulverfass hatten sich die Vikings nun gesetzt und versuchten so gut es geht aus den größten Schwierigkeiten herauszubleiben.

Die Munitionsfabrik, die sie momentan beschützten war zwar durch einge vor allem mit Infanterie durchgeführte Scharmützel schon beschädigt worden, konnte aber immer noch die Produktion aufrechterhalten und wurde so zu einem immer wichtigeren Ziel des Konfliktes. Laut letzten Informationen ist vor nur 2 Tagen ein Söldnerhaufen namens „Williams Äxte“ nur unweit der Fabrik gelandet und dort – augenscheinlich unter Befehl der gegnerischen Seite – ein Feldlager um ihre beiden Union-Klasse Landungsschiffe gebildet.
Die Fabrik lag in einem Talkessel, der nur zu einer Seite hin offen war und mit einem seichten Anstieg Richtung Norden verlassen werden konnte. Also genau in Richtung der Äxte, weswegen sich alle Verteidigungsanstrengungen auf diesen Bereich konzentrierten. Die Scoutmechs waren links und rechts der Einmündung postiert und so gut es ging hinter Geröllhaufen versteckt. Alle restlichen – 6 an der Zahl – hatten sich im Halbrund vor das geschlossene Haupttor der Fabrik aufgestellt und zielten mit ihren Waffen so in recht großem Bogen Richtung der herausführenden Straße.

„Habicht eins an Lanze, irgendwas auf den Schirmen“ flüsterte Martin, obwohl er wusste dass es eigentlich unnötig war. Das Gestein rundrum sollte das Funksignal eigentlich soweit eindämmen, dass es außerhalb des Kraters nicht empfangen werden konnte.
„Nein, noch gar nichts. Wenn wir hier noch lange rumsitzen müssen schlafen mir die Beine ein“ nörgelte Barnes, der eigentlich immer etwas auszusetzen hatte. „Halt bloß die Klappe. Mir ist´s lieber wenn mir alles einschläft und ich dafür nicht in ein Scharmützel auf kürzeste Entfernung verwickelt werde“. So wie Cassy ging es unterbewusst wohl allen Mitgliedern der Lanze. So sehr man sich mit einem leichten Mech auf seine Schnelligkeit und Wendigkeit verlassen konnte, auf solch engem Raum konnte man diese Vorteile nur sehr ungenügend in die Waagschale werfen und sah sich schneller als Gedacht am falschen Ende eines Lasers wieder.

Kurz angebunden unterbrach Martin „Ruhe, was ist das für ein Pfeifen ?“ Doch bevor auch nur das Gespräch verstummte und jeder der Kameraden auf die Außenmikrophone hören konnte knallten die Kommverbindungen vor statischer Entladungen. Zwei Azurblaue Entladungen schlugen krachend in den Rücken und rechte Schulterlafette von Roar´s Katapult ein. Mehrere Salven Raketen, ein paar Laserschüsse und eine knatternde Autokanonensalve prasselten ebenfalls auf die Hauptgruppe der Vikings ein, noch während sich die Angreifer mit ihren Sprungdüsen aus dem Himmel herabsenkten.

Nur mit großer Mühe und eines unbeholfenen Ausfallschrittes blieb der Katapult auf den Beinen und Roar brüllte schon ins Mikrofon während er seinen Koloss auf Fahrt brachte und schwerfällig drehte. „Verdammt, Kampflanze bei mir formieren, sie sind über die Berghänge gesprungen. Umgeht das Gebäude im Osten und versucht so wenig wie möglich zu beschädigen ! Scoutlanze …“
Während Martin noch unter Schockstarre stand und gerade eben die Befehle seines Kommandeurs entgegennehmen wollte wurde der Funkkanal von einem ohrenbetäubenden Knall überflutet. Ein rot-schwarz lackierter Verteidiger der Äxte war auf supraheißem Plasma knapp über das Lagerhaus hinweggesegelt und ohne Rücksicht auf die eigene Maschine in den Katapult des Viking-Kommandeurs gekracht. Beide Maschinen schienen beträchtlichen Schaden genommen zu haben, doch als sich der Verteidiger unter ächzendem Metall von dem unter ihm liegenden Mech erhob sah man, dass sich die auf die Beine des Äxte-Mech begrenzten Schäden auf der Rumpf- und Kopfpartie des Katapults verheerende Verwüstungen hinterlassen hatten. Das Cockpit war völlig eingedrückt und der Platz auf dem vormals der Pilot auf seiner Liege saß nur noch ein wirr verbogener Metallhaufen ohne Chance auf Überleben für den Mechkrieger.
Doch die durch den Ausfall des Kommandeurs erhoffte Panik in Reihen der Vikings währte nur kurz. Eddy Valdez, einer der alten Haudegen der Kampflanze brüllte „Für Roar, holt euch ihre Köpfe !“ und brachte seinen Greif in vollen Galopp und sprintete auf den Verteidiger zu, der den Captain umgebracht hatte. Aus kürzester Entfernung knallte die PPK aus der rechten Faust des Greif in die rechte Rückenpartie seines mittelschweren Gegenübers und brachte ihn aus der Balance. Fast schien es, als könnte der Pilot die Maschine aufrecht halten, doch als zu den blauen Blitzen des Partikelwerfers noch die kinetische Energie von fast einem Dutzend Langstreckenraketen auf die rückwärtige Panzerung einhämmerten war der Kampf gegen die Schwerkraft verloren. Nur kurz, nachdem der Verteidiger auf den trockenen Boden schlug und den Piloten in die Gurte warf setzte der Greif mit einem brutalen Tritt seines rechten Fußes nach und verwüstete den linken Arm und Rumpfseite.
Als wäre dieser brachiale Angriff ein Startschuss gewesen warf sich auch die Scoutlanze aus allen Rohren feuernd in das Schlachtengetümmel. Martin in seinem Stadtkoloss, dessen rostige AK-10 so schnell Granaten auf einen feindlichen Ostscout abfeuerte wie die Magazine nachgeladen wurden. Auch Cassy hatte sich den leichten, tonnenförmigen Mech als Ziel ausgesucht und spie in kurzen Abständen Salven von 10 Langstreckenraketen aus der Lafette ihrer Valkyrie und setzte mit dem mittelschweren Laser nach wo sich Breschen auftaten.
Zwar gingen der Aufregung und der Beweglichkeit des Gegners geschuldet einige Schüsse teils weit daneben, doch schon nach ein paar Salven war zu sehen, dass der Doppelbeschuss eine deutliche Wirkung zeigte.
Parallel dazu beharkten der Jenner von Barnes und Arthurs Wespe, der das letzte Mitglied der Lanze darstellte einen auffällig anders lackierten JägerMech, welcher den Anführer der angreifenden Mechs oder vielleicht sogar des ganzen Söldnertruppe war. Wie ein Schwerttänzer im alten Japan glitt die schwere Maschine durch die Reihen und bedachte mal hier und mal dort einen Vikings-Mech mit einer Breitseite seiner 4 Autokanonen und hinterließ tiefe Krater auf der eh meist nicht ganz fabrikneuen Panzerung oder stieß sogar weitere ins Innere der Maschinen vor und fraß sich in die interne Struktur.
Schon in den ersten beiden heftigen Minuten des Kampfes waren schwere Verluste auf beiden Seiten zu beklagen. Am schwersten wog natürlich der Ausfall von Roar und seines kampfstarken Katapultes, doch auch Gregory Hutchinson´s Centurion war nach einem Gyroskoptreffer nicht mehr auf die Beine zu bekommen.
Im Gegenzug konnte bisher als einziger Abschuss der tollkühne Verteidiger genannt werden, doch viele der Maschinen, ganz besonders ein von einem Hüfttreffer humpelnder Cicada und der von Martin beschossene Ostscout konnten schon mit einem der nächsten Treffer fallen.

Wieder fiel knallend ein neues Magazin in die Autokanone des Stadtkolosses, doch als Martin sah, dass er nach diesem nur noch 3 Salven in Reserve hatte entschied er sich bei seinem nächsten Schuss möglichst genau zu zielen um maximalen Schaden anzurichten. Auch auf die Gefahr hin dadurch selbst noch einen schwerwiegenden Treffer einstecken zu müssen.
Das Fadenkreuz leuchtete kurz golden auf um eine Zielerfassung zu symbolisieren, doch der Ostscout drehte gerade seine noch besser geschützte rechte Seite zu und versuchte offensichtlich so den Kampf noch für sich zu entscheiden. Doch als nach beinahe endlosen 10 Sekunden kein donnerndes Röhren der AK zu hören war und der Pilot Gefahr lief seinem zweiten Gegner direkt den Rücken zuzukehren dreht er seinen Torso und erlaubte Martin so, die lange erwartete linke Seite anzuvisieren und den Auslöser so fest hinunterzupressen, bis sein Daumen weiß wurde. Angefangen vom mittigsten Punkt des Torsos zog sich eine Spur der Zerstörung erst über die schon beschädigte Panzerung bis der Granatenstrom durch die bereits hauchdünn gewordenen Platten schlagen konnte und die furchtbare Zerstörungsenergie inmitten aller wichtigen Lebensorgane der Maschine entfalten konnte. Leitungen und Wärmetauscher wurden ebenso zerfetzt wie Stahlstreben, die wild im Rumpf umherflogen und sich in andere Elemente wie das Gyroskop und die äußere Reaktorabschirmung bohrten.
Doch noch bevor der Pilot sich überlegen konnte ob er versuchen sollte den Mech auf den Beinen zu halten oder auszusteigen wurde der Schirm des Raktor auch noch vom Laser der Valkyrie getroffen und die Notabschaltung legte den Mech vollständig lahm, der nur noch in einem Feuerstreif seinen Piloten auf seiner Liege in den Himmel spie.

Weniger eindeutig verlief der Kampf zwischen Barnes, Arthur und dem rotgoldenen JägerMech. Schon nach den ersten Treffern der beiden leichten Mechs zog sich der Granatenspeiende Koloss wieder etwas hinter seine Kameraden zurück um sich nicht umzingeln zu lassen, allerdings auch nicht ohne der Wespe noch einige hässliche Narben auf der Panzerung zu hinterlassen.
Vor die Wahl gestellt sich Hals über Kopf durch die Reihen zu werfen nur um an den Kommandeur zu kommen und dabei durch einen Schlag oder Tritt der viel größeren Maschinen dort umzukommen oder doch vorerst ein leichteres Ziel zu suchen drehten beide Piloten nach Osten ab und versuchten damit den Rücken ihrer meist im direkten Nahkampf befindlichen Kameraden zu unterstützen.
Noch immer stand Eddy mit seinem Greif mitten im Getümmel, auch wenn er dort seine PPK und die LSR nicht optimal einsetzen konnte. Doch die voll modellierten Arme und Hände des Mechs machten diesen Nachteil offensichtlich wieder wett. Immer wieder schob, zog und schlug die Maschine nach ihren Gegnern und versuchte Lafetten abzureißen, Abschussrohre zu verbiegen und wo möglich Cockpits zu zertrümmern.
Immer mehr Maschinen auf beiden Seiten fielen aus und das Schlachtenglück schwang einmal in diese und einmal in jene Richtung, ohne dass sich eine Seite klar über die andere erheben konnte. Wohl nur die Hingabe und die Wut der Vikings konnte den Überraschungsmoment und den Tonnagevorteil der Äxte wettmachen, doch wie schon Sun-Tzu schrieb „werden viele Schlachten mit dem Kopf und dem Herzen entschieden“.

Die Mechs der Scoutlanze taten es dem feindlichen Kommandeur ähnlich und umkreisten die in einem wilden Haufen aufeinander einprügelnden Maschinen beider Seiten und verteilten Salven wenn die Chance möglichst gering war einen eigenen Kameraden zu treffen. Doch auch, wenn sie den ein oder anderen Treffer landeten schien es, als könnten diese Nadelstiche die Schlacht nicht wirklich beeinflussen, und so fasste Martin kurzerhand einen waghalsigen Plan. Mit der linken öffnete er eine Funkverbindung zu seiner Lanze während er mit dem rechten Steuerknüppel versuchte seinen leichten Laser einzusetzen.
„Leute, so kriegen wir sie nicht klein. Wir müssen versuchen ihren Kommandeur auszuschalten. Ich spiele den Köder und umkreise die schweren Maschinen im Westen. Ihr setzt eure Sprungdüsen ein und springt in die entgegengesetzte Richtung, und dann holt ihr euch zu dritt den *******. Auf mein Kommando …. JETZT!“
Noch bevor Martin das Signal gab sprintete er mit seinem gedrungenen Koloss an der äußersten Linie der größeren Maschinen vorbei und überschüttete den JägerMech mit einer mäßig gezielten Salve seines vorletzten Magazins. Einige Granaten trafen den linken Torso und hinterließen hässliche Platzwunden auf den Keramikstahlplatten, doch ein guter Teil der Geschosse flog über die Schulter hinweg in den Berghang und löste dort eine kleine Lawine aus. Von seinem bisherigen Ziel abgelenkt riss der Äxte-Kommandeur seine schwere Maschine herum und nahm den Stadtkoloss ins Visier. Alle vier Mündungen an den Armen leuchteten rotgolden auf und gaben neben dunklen Rauchschwaden auch einen vernichtenden Strom and Granaten frei, der fast vollständig in den leichten Stadtkoloss einschlug. Wie von einem Gotteshammer getroffen bockte die Maschine auf, kippte nach links und verlor viel zu schnell den Kampf gegen die Schwerkraft um noch mit Steuerbewegungen eingreifen zu können. Panzerplatten flogen in hohem Boden davon und Martin wurde in die Haltegurte geschleudert wie bei einem Frontalcrash mit einem Schweber. Knallend stießen die Kiefer aufeinander und frisches Blut lief ihm aus dem Mund und über seine Kühlweste. Wäre sein Mech 12m hoch anstatt nur gute 8m hatte Martin Zweifel ob er diesen Sturz überlebt hätte. Doch bevor er daran denken konnte wieder aufzustehen übermannte ihn eine unglaubliche Übelkeit und ihm wurde schwarz vor Augen.

Noch während die Valkyrie, die Wespe und der Jenner auf ihren Plasmadüsen in die Höhe stiegen sahen alle 3 Piloten wie der Stadtkoloss von einer brachialen Breitseite getroffen wurde und fast wie ein Spielzeug auf den Boden geschleudert wurde. Niemand konnte sagen, ob Martin diesen Angriff überlebt hatte, und so loderte reine Wut und Hass in den Herzen der Krieger auf. Wie Racheengel senkten sich die Kameraden aus dem Himmel und eröffneten beinahe zeitgleich das Feuer auf den Kommandeur. Mehr als eine Hand voll grüner Laserpfeile und über ein Dutzend Raketen auf spiralförmigen Flugbahnen flogen in Richtung des JägerMech und schlugen gnadenlos auf dessen Panzerung ein. Drei der Lichtwerfer fraßen sich in das Schultergelenk und zwei der KSRs des Jenners detonierten kurz hinter den Läufen der Autokanonen. Durch die kinetische Energie in Bewegung gebracht konnte das demolierte Schultergelenk keinen Widerstand mehr leisten, worauf der Arm abgerissen und in seiner Schleuderbewegung auf das Kanzeldach des geschleudert wurde.
Es war schwer zu sagen, ob der Pilot durch die umherfliegenden Splitter des etwa tellergroßen Lochs in seiner Sichtscheibe verletzt wurde oder ihm der Schock und der Schlag kurzzeitig die Sinne geraubt hatten. Doch der von den Vikings erwartete sofortige Gegenangriff blieb aus und der JägerMech blieb mehrere Sekunden fast unbewegt stehen.
So gut ein Mechkrieger auch im inneren des Cockpits geschützt sein mag, ist die Hülle durchbrochen kann jeder verirrte Laser- oder Raketentreffer die Vernichtung direkt auf den Piloten übertragen welcher nur mit Kühlweste und Shorts bekleidet nichts entgegenzusetzen hatte.
Weitere Laserschüsse badeten die rotgoldene Bemalung in gleißendes Licht und ließen die Panzerung in Strömen zu Boden laufen. Doch anstatt weitere Gegenwehr zu leisten flammte rund um den Kopf des Mechs ein kleiner Flammenring auf und schon Sekundenbruchteile später stieg der Pilot mitsamt Liege auf Flammenzungen in die Höhe und wurde schnell von den Steuerdüsen aus dem akutesten Kampfgeschehen getragen.
Als hätte sich mit ihrem Kommandeur auch ihre Kampfeslust verabschiedet versuchten die Äxte sich von ihren momentanen Gegnern zu lösen und traten für diese Verhältnisse einen recht geordneten Rückzug zu den südlichen Berghängen an. Doch Eddy in seinem zwar noch auf den Beinen befindlichen, aber völlig verwüsteten Greif rief auf der offiziellen Einheitsfrequenz „Ich will diesen verdammten Steppenwolf nicht entkommen lassen. Er hat Yussuf auf dem Gewissen. Männer, Feuer konzentrieren, lasst die anderen Maschinen entkommen wenn nötig. Aber dieser ********* wird den Planeten nur in einer Kiste verlassen !“
Ohne irgendeine Bestätigung richteten sich die spärlichen noch verbliebenen Maschinen aus und eröffneten das Feuer auf den 55t schweren Steppenwolf. Über den ganzen humanoiden Körper der Maschine entstanden ****** wenn ein Laser traf oder flogen Panzerplatten davon wenn eine Autokanone oder eine Rakete ihr Zerstörungswerk vollzog, doch der Feind war noch in recht gutem Zustand, und so schien er all dies wegstecken zu können.
„Konzentriert euch auf seine Beine. Auf die Beine!“
Jetzt hatte auch der letzte verstanden, dass dies wohl die einzige Möglichkeit war den Krieger am Fliehen zu hindern. Nun deutlich konzentrierter setzten die Vikings der Maschine zu, doch aufgrund der wenigen übrig gebliebenen Maschinen und der spärlich noch einsatzfähigen Bewaffnung schien es als könnte der Mech länger durchhalten als ihn das Bombardement in die Knie zwingen würde. Er drehte sich hastig und setzte zum Sprung über die Hügelkuppe an.
Mit leicht gebeugten Kniegelenken um eine bessere Stabilität zu bekommen pflanzte Barnes seinen Jenner in den staubigen Boden und wartete nur auf genau diesen Moment, als sich der Steppenwolf umkehrte und somit die an den Waden befindlichen Sprungdüsen zeigte. Der Auslöser für alle 4 M-Laser und die KSR wurde mit einem beinahe teuflischen Grinsen auf dem Gesicht heruntergepresst und brachten den sich gerade abhebenden Mech völlig aus dem Gleichgewicht. Mit stark einseitiger Schubkraft konfrontiert geriet die Flugbahn beinahe horizontal und die Maschine krachte mit lautem Gerumpel in die Felswand wobei sie mitsamt einem riesigen Berg Schutt und Gestein wieder komplett hinunter ins Tal gespült wurde.
„Verdammt guter Schuss Kleiner.“ lobte Eddy, und Barnes antwortete verschmitzt „Na wenn ihr alle schießt wie die Blinden muss ja wenigstens einer seinen Job machen. Aber lass uns Ernst bleiben. Glaube Martin hat´s erwischt, wir brauchen ein paar MedTechs.“
„Sind schon auf dem Weg. Außerdem dürfen wir uns aus dem hiesigen Munitionsvorrat bedienen um unsere Magazine wieder aufzufüllen. Bergelaster für die Mechs sind auch schon auf dem Weg, brauchen aber noch etwa 2 Stunden. Männer, aufmunitionieren und wieder in Stellung gehen falls die Äxte es nochmals versuchen“

Martin kam es so vor, als habe er tagelang durchgezecht als er wieder langsam zu Bewusstsein kam. Bei ihm waren zwei MedTechs, die zu ihm in die Cockpitluke geklettert waren und ihn auf etwaige Verletzungen untersuchten die einen Transport hinaus zu gefährlich machen würde. Doch der Mediziner grinste Martin mit einem schiefen Lächeln an und meinte „Sie werden es wohl überleben, auch wenn es ihnen die nächsten Tage richtig dreckig gehen wird.“
„Na das ist doch gut zu hören. Und jetzt holen sie mich hier raus, ich will wissen was da draussen los ist“. antwortete Martin und machte sich sogleich daran – wenn auch mit einiger Hilfe – aus dem Gurtzeug und der Kanzel zu kommen und sah ein Bild der Verwüstung. Von der einstmals aus 10 recht gut erhaltenen Maschinen bestehenden Einheit waren nur noch 6 Mechs überhaupt auf den Beinen, von denen die drei Scouts seiner Lanze augenscheinlich noch am besten weggekommen sind. Doch auch die Feinde hatten ordentlich bluten müssen. Vor allem der noch immer reglos dastehende JägerMech – ohne Pilotenkanzel – erfüllte Martin mit Stolz. Sie hatten es also geschafft, auch ohne die Kampfkraft seiner Maschine.
Er rutschte an dem fast Kugelförmigen Rumpf hinab und federte den letzten Sprung in den Knien ab, merkte aber sofort, dass dies keine gute Idee war als Übelkeit und Schmerzen im Brustkorb über ihm zusammenschlugen. Mit einem Keuchen richtete er sich auf und ging hinüber zu Eddy, der mit einem Versorgungsoffizier sprach.
„Sir, melde mich Einsatzbereit, wie ist die Lage mit den Maschinen ?“ „Wir haben ein paar gute, aber auch viele schlechte Nachrichten. Ihr Stadtkoloss ist ziemlich hinüber, aber Jeremy hier meinte man könnte versuchen die AK-10 ihrer Maschine an den JägerMech zu bauen. Das Schultergelenk ist zwar stark beschädigt, aber durch den Umbau auf die neue Autokanone müsste sowieso das meiste davon raus. Dann müssten wir nur noch ein geeignetes Cockpit finden, was auf die Maschine passt. Yussuf hat es leider nicht geschafft, sein Quasimodo ist aber noch in annehmbarem Zustand und kann wohl mit Ersatzteilen wieder fit gemacht werden. Könnten sie sich vorstellen den Mech zu übenehmen ?“
„Natürlich Sir, das sollte keine große Umstellung werden. Von einer AK-10 auf eine AK-20 ist meines Erachtens fast das gleiche.“ „Ja, bis auf die Tatsache, dass man meint einem selbst prasselt eine Autokanonensalve auf das Kanzeldach wenn das Monstrum neben dem Kopf das Schießen anfängt“ erwiderte Eddy mit einem breiten Grinsen. „Aber sie machen das schon. Außerdem haben wir insgesamt 5 Feindmaschinen abgeschossen, unter anderem einen Steppenwolf, den besagten JägerMech und eine Cicada. Dort sollte falls wir die Mechs nicht einsatzbereit kriegen noch ein ordentliches Sümmchen rausspringen. Die Preise für Ersatzteile hier sind momentan astronomisch hoch. Vielleicht finden wir anderswo noch eine schöne Maschine für eine annehmbare Summe.
Und richten sie allen aus, dass ich heute Abend um 20:00 gedenke eine Trauerfeier zu veranstalten um unsere gefallenen Kameraden zu ehren. „
„Jawohl Sir, ich werde es weitergeben.“ gab Martin zurück und salutierte zackig ehe er sich auf den Weg zu seinen Lanzenkameraden machte. Es gab viel zu erzählen und einige der Ereignisse aufzuarbeiten.

Ging doch etwas schneller als gedacht, hier der zweite Teil:


Mit betretenen Gesichtern standen die verbliebenen Mitglieder der Einheit zusammen und hörten den letzten Worten des Priesters zu um die am heutigen Tag gefallenen Kameraden zu ehren. Selbst die Hilfsmannschaften und Techs ließen diese Zeit die Arbeit ruhen obwohl sie sicherlich noch mehr als genug zu tun hatten um alle Kolosse wieder in einen halbwegs gefechtsbereiten Zustand zu versetzen.
Als die letzten Sätze des Geistlichen verhallt waren und sich die Versammlung schon beinahe wieder auflösen wollte trat der ehemals stellvertretende Kommandeur und nun Mann an der Spitze, Ivan Sapratovic, einen Schritt nach vorne und öffnete die Arme um alle versammelten einzuschließen.
„Kameraden, Freunde. Wir mussten heute schwere Verluste hinnehmen in materieller Hinsicht, vor allem haben wir unseren Kommandeur und Gönner verloren. Ich denke den meisten von euch ist bekannt, dass Roar aus einer recht wohlhabenden Familie stammte und somit den Hauptanteil an den laufenden Kosten der Einheit trug. Mit seinem Tod bricht uns somit nicht nur ein Freund und Anführer weg, sondern auch die finanzielle Grundlage die Einheit in der aktuellen Größe weiterzuführen.“
Einige der Gesichter der Techs und jüngeren Mitglieder schienen völlig zu entgleisen, bei den langjährigen Kameraden schienen sich die Umstände schon eher angedeutet zu haben. Noch ehe Ivan weitersprechen konnte kamen mehrere Zwischenrufe „Und wie geht es jetzt weiter mit uns ?“ oder „Sind die Vikings am Ende?“
Beschwichtigend hob der Russe die Arme und sprach in ruhigem Ton weiter. „Natürlich müssen wir jetzt erst einmal sehen wie wir mittelfristig an ähnlich lukrative Aufträge kommen wie diesen hier, aber mit der aktuellen Finanzlage können wir zumindest die Zeit hier überbrücken und wohl auch den Rückflug nach Galatea für Folgeaufträge.
Ich kann nur jedem von euch anbieten uns weiterhin allen die Treue zu halten und die Einheit einmal mehr zu alter Stärke führen. Doch lasst uns den heutigen Abend nutzen um den Toten zu gedenken, alles weitere besprechen wir in den nächsten Tagen.“

Teils grummelnd, teils völlig stumm verließen die Answesenden die Örtlichkeit und verstreuten sich rasch wieder auf dem Gelände um entweder ihrer Arbeit nachzugehen wie die Techs oder um sich von den Strapazen und Verletzungen zu erholen. Die vier Scouts schritten eine Zeit lang gemeinsam in Richtung der improvisierten Mensa zu bis Cassy das Schweigen brach und in die Runde fragte „Was meint ihr dazu ? Packen wir das auch längerfristig oder müssen wir uns Sorgen machen?“. Wie meist blieb Arthur zurückhaltend und stellte nur ein Schulterzucken zur Schau, Barnes allerdings machte keinen großen Hehl aus seinen Zweifeln.
„Der alte Nordmann hat doch den Laden hauptsächlich mit seiner Privatkohle geschmissen, wo hätten wir sonst die ganzen Maschinen herbekommen auch wenn sie zugegebenermaßen nicht wirklich Fabrikneu waren. Ohne die Geldspritze von seiner Industriellen-Sippschaft gehen hier ziemlich sicher bald die Lichter aus – oder werden zumindest stark heruntergedreht.“
„Sehe ich ähnlich“ pflichtete Martin bei während er bei jedem Tritt auf sein rechtes Bein das Gesicht aufgrund der immer noch merklichen Schmerzen verzog. „Aber welche Alternativen haben wir ? Die Bezahlung für den aktuellen Job ist zwar verglichen mit den üblichen Kröten echt königlich, aber eine eigene Einheit aufzubauen ist da definitiv nicht drin. Lasst uns zusammen mit den anderen nach Galatea zurückfliegen wenn die Sache hier vorbei ist und dann entscheiden wir.“
Zwar war keiner von der momentanen Situation begeistert, aber in Ermangelung weiterer Alternativen ging man wieder zum Tagesgeschäft über. Die erste Schlacht konnten die Vikings zwar für sich entscheiden, das hieß aber nicht, dass dies die letzte war. Den letzten Aufklärungsberichten zu Folge schien Brian Rakovsky, CEO der RaCorp und Auftraggeber der Vikings, noch eine weitere Enheit Söldner angeheuert und angewiesen zu haben ihre Streitkräfte mit denen der Vikings zu vereinen. Augenscheinlich versuchte Rakovsky so schnell wie möglich die militärische Überhand zu gewinnen und die feindlichen Truppen zu schlagen oder zumindest ins All zu verteiben ehe auf deren Seite weitere Unterstützung eintraf. Denn jeder Tag an dem die Fabriken stillstanden oder ihre Militärgüter für die Mietsoldaten produzierten kostete die Corporation ein Vermögen.

Martin machte sich auf den eigentlich kurzen, aber mit seiner Verletzung sehr schmerzhaften Weg zur improvisierten Krankenstation in einem an die Lagerhalle 7 angrenzenden ehemaligen Büro. Doch ließ er es sich nicht nehmen noch ein paar Meter Umweg auf sich zu nehmen um den Tech der Einheit über seinen neuen Quasimodo auszufragen. „Hans, wie sieht es aus dem dicken Glöckner? Kriegst du das hin?“ schrie er hinauf zu einem hageren Mittvierziger mit grau meliertem Schnauzbart, der gerade mit einem Aufzug auf halber Höhe der Maschine stand und die Panzerung begutachtete.
„Dat is eene verfluchte Schaisse sach ich dir“ brüllte der Mechaniker in plattem Deutsch in Richtung Hallenboden und schüttelte resigniert den Kopf. „Wenne dir die Füße von dem Dingens ankuckst siehter aus wie ausm Ei gepellt, und jeden Meter nach obbe wird’s Ärger bis ganz obbe fast alles fehlt. Und ich sollet sicherlich bis moin fertich hem. Wo soll ich nur den janzen Tinnef hernehm, soll ich mer alles mitm Hammer selbst Klöppeln oder wat ? Ach ich rech mich schon wieder uff doo!“
Mit einem unterdrückten Grinsen zeigte Martin nur einen erhobenen Daumen und humpelte dann in Richtung der immer stärker ersehnten Liege um sich auszuruhen und etwas gegen die Schmerzen zu bekommen. Wenn jemand aus der Techmannschaft ein neues Cockpit herbeizaubern konnte, dann Hans. Und wenn es nur ein auf den Boden genagelter Bierkasten als Sitz und die Frontscheibe aus Frischhaltefolie bestand.

Die drei anderen Mitglieder der Scoutlanze versuchten sich in den nächsten 2 Tagen ebenfalls so gut möglich auszuruhen und den Hilfskräften beim Räumen des Kampfgebietes zu helfen oder den völlig überlasteten AsTechs als Handlanger unter die Arme zu greifen.
Als man nach nicht enden wollenden Stunden schwerer Arbeit kurz zusammensaß um einen Happen zu essen und die schmerzenden Muskeln zu entspannen knarzte der Lautsprecher in der Halle und die Stimme des Kommandeurs war zu hören.
„Alle Mechkrieger in 20 Minuten zur Besprechung in die Mensa.“
Ohne eine weitere Erklärung verstummte die Ansage und man tauschte Fragende Blicke in der Runde, aber da niemand eine Ahnung hatte um welchen Anlass es sich handelte und offensichtlich kein Notfall vorherrschte beendete man in Ruhe die Pause und machte sich auf den Weg in die nahegelegene Blechhalle.
Alle anderen Mitglieder der kämpfenden Truppe, darunter auch ein immer noch sehr mitgenommen wirkender Martin saßen bereits um einen der großen Blechtische und Ivan bot den 3 letzten sofort an sich zu setzen.
„Ok Leute, ich will euch gar nicht lange auf die Folter spannen. Wir haben gerade neue Informationen erhalten zu der Einheit, die zu unserer Unterstützung angeheuert wurde. Es ist leider keine komplett frische Truppe und sie besteht aktuell nur noch aus 5 Mechs und einem Dutzend Panzerfahrzeuge.“ Sofort gingen einige Augenbrauen nach oben und man sah den ein oder anderen Schlucken, doch niemand brachte einen Einwand vor ehe der Commander mit seiner Ausführung fertig war. „Jetzt kommt aber der Witz an der Sache. Diese Hunde haben bis gestern noch auf der Gehaltsliste unseres Widersachers gestanden und Stärken uns genauso wie sie den Feind schwächen.“
Nun war es an Eddy die Zweifel der Truppe auszusprechen und auf das große Risiko hinzudeuten was es bedeutete Überläufer seine neuen Verbündeten zu nennen. Doch selbst nach einer mehrminütigen Diskussion mussten alle eingestehen an den Vertrag gebunden zu sein und keine Alternativen zu haben als mit den Kollaborateuren zusammenzuarbeiten und auf diese Weise den Konflikt auf dem Planeten zu beenden.
„Und der schmutzige Teil des Plans ist folgender: Die Äxte wissen noch nichts von dem neuen Deal und haben die 2. Hyperion, wie sich unsere neuen Freunde schimpfen, losgeschickt um uns mit ihren zwei Leopards zu umfliegen und mit den restlichen Söldnern von zwei Seiten aufzureiben. Jetzt drehen wir den Spieß allerdings um, schließen uns mit der 2. zusammen und versuchen die Entscheidung herbeizuführen. Sie werden heute Nacht im Planquadrat C9 landen, Funkstille halten und dann wie mit den Äxten vereinbart um 23:00 Ortszeit losmarschieren um gegen 2:30 hier an der Fabrik zu sein. Nur leider werden sie dann MIT uns kämpfen anstatt GEGEN uns. Außerdem hat sich Hans noch eine kleine Überraschung überlegt die uns ebenfalls helfen sollte. Leider wissen wir immer noch nicht genau was sie gegen uns schicken werden, aber wenn sie wie wir vermuten alles aufbieten wird das heute Nacht ein ziemlich heftiger Tanz werden und wir können jeden noch so kleinen Vorteil brauchen. Noch Fragen ? Einsatzbesprechung ist dann um 21:00, bis dahin versucht noch eine Mütze Schlaf zu bekommen, das wird eine lange Nacht werden“
Als niemand einen Einwand oder Nachfrage vorbrachte erscholl nur ein kurzes „Wegtreten“ und alle machten sich auf den Weg in die Schlafräume.

Nach nur sehr unruhigem Schlaf saßen alle Vikings in ihren Mechs und machten sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt innerhalb des Geländes, nur etwa 400m entfernt von den Lagerhallen. Leider hatten es die Techs nicht geschafft die Cicada und den Steppenwolf wieder einsatzbereit zu kriegen, aber Hans schien deswegen nicht sonderlich besorgt zu sein und erwiderte sogar ein breites Grinsen als er erwähnte schon einen geeigneten Zweck für die beiden Modelle zu haben.
Alle reparierten Maschinen sammelten sich in einem hastig mit dem großen Erzbagger ausgehobenen, etwa 15 Meter breiten und 6 Meter tiefen Loch um das großzügig Aushub aufgetürmt worden war. Das Eisenhaltige Material sollte einerseits die Magnet-Anomalien-Detektoren der Feinde daran hindern die Maschinen der Vikings sofort zu orten und gleichzeitig die Wärmesignatur zu verschleiern. Da aber selbst Nachts die Temparaturen kaum unter 30 Grad fielen und die Reaktoren auf niedriger Leistung fuhren erwartete man die Gegner zumindest etwas überraschen zu können.
Unendlich langsam sprangen die Minuten auf der Digitalanzeige im Cockpit von einer Minute auf die andere und während manche Nervös auf die Zeit starrten konnten sich andere zumindest soweit entspannen um in einen Dämmerschlaf zu verfallen. Doch auch wenn die Zeit kaum verstrich näherte sich die Uhr dem anvisierten Zeitfenster und jedes einzelne Mitglied der Einheit verfiel in Anspannung. Punkt 2:27 erwachte ein grünes Licht auf der Kommkonsole von Eddy´s Greif zum Leben und verriet ihm eine eingehende Richtlaserverbindung. Offensichtlich waren ihr neuen Freunde schon etwas früher eingetroffen und wollten vermeiden unter Beschuss der eigenen Leute zu geraten wenn sie sich nicht vorher anmeldeten.
„Hier spricht Hauptmann Fairbanks, wir beziehen Stellung in Lagerhalle 3 und verhalten uns ruhig bis zum ersten Schusswechsel. Gute Jagd und passt mir auf meine Leute auf, wir sind die jetzt die Guten !“
Nur ein kurzes „In Ordnung“ brummend beendete Eddy die Verbindung und zeigte seinen Kameraden mit der voll modellierten Hand seines Greifs einen Daumen Hoch, wohl wissend dass die Wenigsten diese Geste in der Dunkelheit wirklich erkennen konnten.
Im trüben Zwielicht der Sterne sahen die Vikings dass sich das 2H, wie sich die Hyperions gerne auch nannten, raschen Schrittes über das freie Feld zu einer der größeren Lagerhallen machten. Es war schwer die Modelle zweifelsfrei auszumachen, aber Barnes war sich sicher einen gedrungenen Jenner und sogar einen Tomahawk auszumachen der seine Axt in der rechten Faust trug. Schnell schlossen sich die massiven Stahltore hinter den Kolossen und es kehrte wieder absolute Stille ein. Die mitgebrachten Ketten- und Luftkissenfahrzeuge schienen noch etwas weiter außerhalb zu bleiben um ihre Gegner aus der Entfernung angehen und auf den eher freien Flächen auf ihre Schnelligkeit bauen zu können.

Kaum 6 Minuten vor 3:00 erschienen die ersten schmutzig dunkel wirkenden Maschinen der Äxte am oberen Rand des Kraters wobei augenscheinlich zuerst die schwereren Kolosse erschienen um einen möglichen Hinterhalt aufzubrechen. Erst vorsichtig, dann etwas schneller setzten sich die ersten Mechs in Bewegung hinunter ins Tal und für jede Maschine die von der Kante verschwand tauchte wieder eine neue auf. In Gedanken zählte Martin mit und ihm wurde bei jedem weiteren gezählten Gegner mulmig. 17, 18, 19…
So schnell wie der Strom begonnen hatte hörte er auch wieder auf und es blieb nur ein etwas mitgenommen aussehender Heuschreck auf der Kuppe stehen und schwenkte geschäftig seinen Torso mit den Sensoren und Antennen über den Talkessel während seine Kameraden auf die westliche Seite des Fabrikkomplexes zuliefen.
Keine 200m vor den Toren der am nächsten befindlichen Hallen reduzierte die Truppe ihre Geschwindigkeit und schien sich aufzuteilen. Eine Hand voll mittelschwerer und Schwerer Maschinen spaltete sich ab und setzte sich in Richtung der Gebäude in Bewegung, die leichteren und vermutlich mit Reichweitenwaffen ausgerüsteten Teile blieben zurück. Vorsichtig und eng zusammen durchkämmten die für den Häuserkampf abgestellten Mechs eine Halle nach der anderen und waren in der mit schweren Stahltüren gesicherten ehemaligen Munitionslagerhalle 5 angekommen. Auf der Suche nach versteckten Mechs oder leichter Beute an Munition und Vorräten schritten die Maschinen langsam und bedächtig einige Meter in die Halle hinein und ließen die Suchscheinwerfer durch den scheinbar immer dichter werdenden Nebel kreisen der auch die MAD-Sensoren beeinträchtigte.

Ivan und seine Einheit verharrten nun schon seit einiger Zeit Regungslos hinter dem aufgeschütteten Erdwall in ihrem Versteck und wessen Cockpit auch nur einige Zentimeter über den Rand schaute beobachtete die Abspaltung eines Teils der Feindestruppe. Als diese sich schon mehrere Minuten entfernt hatte und der verbliebene Verband die Zeit mit dem Absichern des Geländes verbrachte änderte sich auf einen Schlag das Verhalten. Als erstes hörte der Heuschreck auf seinen Torso herumzuschwenken und behielt ihn recht genau auf die im Verdeckten sitzenden Vikings, dann erwachten auch die restlichen Kolosse aus ihrer Überwachung und drehten sich alle auf die gleiche Position aus. Viel zu spät erkannte Ivan, dass sie längst aufgeflogen waren und unbeweglich wie sie waren ein perfektes Ziel boten. Und erst als schon die ersten Langstreckenraketen auf weißen Bahnen auf sie zuflogen öffnete er den Kompaniekanal und brüllte „Alle Mann los, raus hier !“ während er mit einem Ruck seinen Reaktor zu vollem Leben erweckte und versuchte ins Freie zu treten.
Wie brutale Faustschläge hämmerten die Sprengköpfe auf die Mechs ein, sprengten gleichermaßen Panzerplatten ab oder zerstoben Gesteinsbrocken in winzige Schrapnellsplitter die wilde Kratzmuster über die Panzerung zog. Schon bevor alle Vikings auf volle Leistung hochgefahren waren hatten sie schon lebenswichtigen Plaststahl von mehreren Tonnen im Staub zurücklassen müssen.
Doch auch die ersten Schritte aus dem Raketenhagel verschafften keinerlei Verschnaufpause. Im Gegenteil, nun konnten die feindlichen Söldner auch ihre Energiestrahlen und Autokanonen zum Tragen bringen und weiter die Initiative behalten.
Nur vereinzeltes und vor allem recht ungezieltes Gegenfeuer kam aus den Reihen der Nordmänner bis Ivan die Lage kurz überblickte und seine Anweisungen gab. „Lasst euch zurückfallen zu Halle 4, gebt euch Feuerschutz und zieht euch in die zweite Reihe zurück wenn euch die Frontpanzerung ausgeht. Los Los !“
Jetzt deutlich disziplinierter vergrößerte sich die Distanz zwischen beiden Lagern, wobei die Intensität des Gefechtes kaum nachließ. Brachiale Energien sowie explosive Sprengkörper suchten auf beiden Seiten nach Lücken in der Panzerung, doch noch hielten sich alle Maschinen auf den Beinen. Meter um Meter zogen sich die Vikings zurück, noch trennten sie nur noch etwa 100m von den schützenden Mauern der Werkshallen. Als Cassy soeben einen feindlichen Kampfschützen mit der LRM10 beharkte und mit einem behenden Sprung versuchte der Antwortsalve aus einem schweren Laser und einigen Autokanonenprojektilen auszuweichen erregten 3 schnell näherkommende rote Blips am Rande der Langstreckenortung ihre Aufmerksamkeit. Noch ehe sie fertig überlegt hatte ergriffen ihre antrainierten Instinkte die Oberhand und sie brüllte ein langgezogenes „Achtung Jäger!“ über den allgemeinen Gefechtskanal. Noch während sie ihre 30 Tonnen schwere Valkyrie in den Sinkflug brachte waren die Sperber schon heran und überschütteten die eng zusammenstehenden Vikings mit ihren Energiebahnen. Arthurs Wespe wurde ab der Hüfte beinahe zweigeteilt und konnte nur noch einen unbeholfenen Schritt tun bevor die Maschine unkoordiniert zusammenbrach, doch auch Eddy´s Greif musste einige Treffer in die Beinregionen einstecken was ihm ein blockiertes Kniegelenk und zerstörte Sprungdüsen einbrachte. Am besten kam noch Ivan davon dem es zwar den schon beschädigten linken Arm abriss und einen Streifschuss über das Cockpitglas bekam, ansonsten aber ohne schwerwiegende Zerstörungen davonkam. Als er sich von dem Schrecken erholt hatte und die Situation seiner Truppe auf dem Radar überrissen hatte öffnete er sofort einen Kanal zu den 2H und brüllte „Wo bleibt ihr verdammt nochmal, und holt am besten auch eure Leoparden her um uns die Jäger vom Leib zu halten !“
Knallend schlug ein künstlicher Blitzschlag in die obere rechte Torsoseite und untermalte die letzte Sekunde des Funkspruches mit einem unheilverkündenden Knistern während eine nur notdürftig angebrachte Panzerplatte den Energien nicht standhalten konnte und klimpernd zu Boden fiel. So wie die einzelne Platte fiel auch langsam seine Einheit auseinander. Verzweifelt versuchte jeder seine Kameraden so gut es ging zu beschützen, die schwer beschädigten Mechs wie die Wespe oder den Greif zu stützen und zu schleppen, doch die feindlichen Waffen prasselten ohne Unterlass auf die in Unterzahl befindlichen Vikings. Noch aus den Augenwinkeln erfasste Ivan wie Cassy´s Valkyrie von 3 schweren Lasern – ob von einem einzelnen Mech oder von mehreren verschiedenen ließ sich nicht genau erkennen – getroffen wurde und in der Bewegung verharrte. Erst taumelte der 30-Tonner leicht, dann bekam er doch deutlich Schlagseite und nur einen Sekundenbruchteil nachdem der Kampf gegen die Schwerkraft verloren war flammten rund um das eckige Cockpitdach kleine Feuerlanzen auf und trugen die Pilotin samt Liege auf brennenden Bahnen in Richtung Himmel.





1 user(s) are reading this topic

0 members, 1 guests, 0 anonymous users