Kap4
Lanzenkameraden
Wahnsinniges Licht streicht über die Berge, als würde es schelmig über die ersten Gipfel einen Blick in das Tal haben wollen um schnell wieder zu verschwinden. Dann füllt es sich vollends mit Sonnenlicht und die Morgenfeuchtigkeit steigt nebelig auf und erfüllt das gesamte Tal. Es ist ruhig und Hans führt uns mit bedächtigem Schritt die Stufen hinab, die einem einen weiteren, viel größeren Teil des Bunkes offenbaren. Wir durchqueren einen ca. zwei Meter breiten Gang - es ist tropfnaß, kalt und der Boden führt einen kleinen unterirdischen Bach. Zwei Schotten und eine kleine Wendeltreppe geht es hinauf bis wir am Rand eines recht beachtlichen Hangars stehen, in den die Treppe aufstieg. Hans legt einen schalter um und es ertönt das Raunen eines alten Dieselmotors - eine Stromagregat - das notdürftig - die gesamte Halle erhellt.
"Wir dachten, daß Euch das interessieren könnte" mein Hans mit ironischem Unterton. Die anderen stehen ebenfalls plötzlich hinter uns und grinsen. Unsere Augen werden groß und können es kaum glauben. In vier Buchten stehen vier gewaltige Kriegsmaschinen verankert. Auf der linken Hangarseite steht je Bucht ein Rabe und ein Donnerkeil. Auf der rechten stehen eine Krabbe und uns gegenüber - uns irgendwie voller Überlegenheit angrinsend - ein Atlas, dessen Autokanone nicht mehr einsatzbereit sein dürfte. Sie scheint von einem längst vergessenen Gefecht dermaßen beschädigt worden sein, dass man sie nur noch antippen bräuchte, damit sie sich der Schwerkraft hingeben würde.
Treibstoffschläuche zeugen von einer Betankung, dicke Stromkabel verbinden sie mit der Versorgungseinheit des Hangars. Oben, längs der rechten Hangarwand schimmert die rote Notbeleuchtung der Dockkontrolle."Sind die alle betriebstauglich?" fragt Gleason. Eine rege Diskussion entbrennt darüber. Man kommt zu der Einschätzung dass sie alle funktionieren, aber wie gut, das wäre eine ganz andere Sache.
"Wenn wir das System hochfahren, riskieren wir eine Entdeckung" meint ein dicker, kleiner, stark untersetzter Kerl. Es ist Sigi, ein Deckoffizier erster Klasse. Aber das müssen wir wohl riskieren, jetzt, da die Offensive in voller Stärke voranschreitet und nutzlos herumsitzen, nein, das wollen wir ganz sicher nicht!
Sigi steigt die Leitern und Treppen bis zur Dockkontrolle hinauf. Hans verschwindet hinter einer über eine Rampe zugänglichen Drucktüre. Ein kurzer Alarm ertönt. Ohrenbetäuben springen Ventilatoren an und das tief, dumpfe Wummern eines Reaktors durchdringt Mark und Knochen. Es geht allmählich in einen schneller werdenden Dauerzyklus über. Jetzt ist der gesamte Hangar von Licht erfüllt. Die riesigen Lichtfluter über den vier Docks leuchten die Maschinen aus. Uns wird erklärt, was wo und wie noch funktioniert. Das Waffenarsenal im Lager ist beachtlich. Im Kontrollraum bekommen wir einen Eindruck vom äußeren Gelände. Entgegen meiner Einschätzung befinden wir uns inmitten einer Nachschubbasis, deren Hangartore sich auf der Bergabgewanden Seite befinden und sehr geschickt in den Strukturen des Berges eingelassen wurden.
Die anderen tun ihres um die Bereitschaft der Mechs wieder her zu stellen. Patterson schwinkt sich geschickt über die Zustiegsleitern zum Raben, Gleason weise ich den Donnerkeil zu während ich mich auf die kleine, aber doch sehr agile Krabbe zu bewege. Auch wenn es sehr verlockend ist, aber den Atlas können wir nicht gebrauchen. So tief im Feindgebiet, ohne Hoffnung auf Verstärkung müssen wir so agil wie möglich bleiben. Nach einer kurzen Systemüberprüfung helfen wir den anderen. Munition für NARC und die SRM im Raven wird heran geholt und auch der 5S wird über den Lastenkran mit notwendiger MG-Munition und Langstreckenraketen bestückt. An der Krabbe muss kaum etwas getan werden - zähes kleines Stück Stahl. Wir essen noch einen Happen und trinken etwas. Dann ziehen wir in den Quartierunterkünften unsere Anzügen an und schreiten mit unseren Helmen unter dem Arm zu unseren Mechs
Unser Entschluss steht fest. wir gehen dort raus und versuchen wie nur irgend möglich zu unseren Einheiten durch zu kommen oder so viel Claner wie nur möglich ins Verderben zu reißen
. Man verabschiedet sich von uns - wünscht uns Glück. Es ist mittlerweile Nacht geworden.
Wir machen es uns so bequem wie nur möglich. Es tut gut, wieder im Cockpit zu sitzen, mit einem kleinen Gefühl der Übermächtigkeit. Die Dockoffiziere treten beiseite und räumen das Feld. Ein Alarm ertönt. Die Versorgunsleitungen und Drucklulftkupplungen lösen sich zischend. Der schwere Transportkran bewegt sich entlang der massiven Transportschine kreischend auf uns zu. Er rastet ein, hebt uns mit unserem Stahlkoloß ein Stück an, transportiert jeden nacheinander in die Mitte des Hangars, dreht uns um 90 Grad und setzt uns wieder ab. Er löst die Verbindung. Sigi gibt uns weitere Anweisung zum Vorgehen und teilt mit, daß er nun das Hangartor öffnen wird.
Das Licht wird gelöscht und Rotlicht eingeschaltet, das nur die nötigsten Markierungen beleuchtet. Der Finger senkt sich. Die Motoren starten widerwillig. Anscheinend waren sie schon lange nicht mehr in Betrieb, aber es funktioniert. Glück! Patterson aktiviert das ECM. Das Tor hebt sich und läßt fales Licht in den Hangar. Die Radarsysteme der Basis zeigen keine Aktivitäten zu Luft und Boden. Der Rabe bewegt sich. Ich schließe mich Patterson an und Gleason durchschreitet als letzter das Hangartor. Der Radarschirm zeigt nichts an und wir bewegen uns langsam aus dem Einflussbereich der Basis. Das Tor schließt sich und geben einen kurzen Status duch. Dann: Funkstille. Außer das Geräusch der Servomotoren gibt es nichts. Leere. Die Karte zeigt ein langes Tal an, dem wir folgen. Vom Talausgang noch gut zehn Kilometer entfernt weise ich Patterson an, den Talausgang zu erkunden, während wir langsamer werdene bis auf vier Kilometer weiter nähern. Patterson bewegt sich geschickt durch das Gelände weiter in Richtung Talausgang. Am Boden sicher, suchen wir bis zu Pattersons Rückkehr den Himmel nach Lufteinheiten ab. Patterson gibt über Funk ein kurzes akustisches Zeichen - wir können nachkommen. Die Landschaft, eben noch karg, steinig und sehr offen ändert sich. Es wird ein breiter Fluss sichtbar, umsäumt mit dichter Vegetation.
Patterson erkundet weiter
- befindet sich jetzt fast fünf Kilometer vor uns: "Kontakt!" Wir beziehen Position hinter allem, was uns Deckung gibt und fahren die Systeme auf ein Minimum zurück. "Ich erkenne zwei Ares, die über der Ebene kreisen und euch näher kommen!- Ich folge!" "Markieren wenn möglich!" Antworte ich und weise Gleason an, seine System auf Leistung zu bringen und sich schußbereit zu machen. Die Formation nicht auflösend flankieren die beiden Donars Patterson sich unser beider Position nähernd. Patterson schießt. Man sieht aus der Ferne Laserstöße gen Himmerl. Fast Zeitgleich erscheint eine Markierung für das Feuerleitsystem. Gleason bewegt sich auf das Ziel zu - "noch 500 Meter, komm schon!" Gleason aktiviert die Zielverfolgung, läßt das System aufschalten und das Zischen der Lafette durchbricht die ruhige Nacht. Patterson meldet: "Einer am Boden". Er verkürzt weiter die Distanze zwischem ihm und dem Ziel. Der Pilot realisiert nur schwer die Situation, kann aber dennoch ausweichen. Die Raketen verfehlen das Ziel, Patterson aktivert das Zielverfolgungssystem und hält auf den Kampfhubschrauber. Gleason schaltet neu auf, während ich mich Patterson fast vollständig genäher habe und das Ziel Haken schlagend versucht uns zu entkommen. Ich schieße meine beiden Large-laser ab, verfehlen das Ziel, zwingen den Piloten aber noch eine für uns glückliche Wende fliegen zu müssen. Gleason hat das Ziel erfasst, schießt und die Raketen lösen sich mit samt dem Helikopter in einer Explosion auf.
Wir überprüfen das Trümmerfeld - keine Überlebenden! Der Rabe zieht ab und positioniert sich weiter östlich auf einer Erhöhung, den Wald überblickend. "Ob sie noch einen Hilferuf absetzen konnten?" fragt Gleasson. "Machen wir uns daran zu verschwinden" antworte ich.
Der Morgen bricht an. Der Horizont scheint in Blut getränkt zu sein und wie feine Äderchen wird es durch den Wind in unsere Richtung getragen. Wir entschließen uns einen Pass zu nehmen, der uns in das benachbarte Tal führt. Patterson, der die Vorhut übernimmt quert vom Hügel über die Ebene, durch den Wald in den Pass, wir folgen dicht und versuchen dabei so wenig wie möglich eine Schneise als verfolgbare Fährte im Wald zurück zu lassen.
Den Pass durchquerend fangen wir bruchstückhaft Fetzen eines Funkspruches auf. nur abgehakt aber mehr deutlicher werdend als wir uns dem Ausgang des Passes nähern. Es ist eine Notfunkbake einer weiteren Rettungskapsel. Keine Überlebenden in Sicht. Gleason stampft mit seinem Donnerkeil die Kapsel zu Brei - das Signal erlischt. Wir finden uns in einer weiten Ebene wieder, die durch zwei parallel zueinander verlaufende Bergrücken begrenzt wird. Es fängt an zu regnen. Die Sicht wird schwer, die Farben matt je doller das Wasser anfängt wie Fäden vom Himmel herab zu hängen. Ohrenbetäubend prasselt es auf die stählernde Außenhaut und wir stampfen durch den sich langsam aufweichenden, immer schlammig werdenden Untergrund.
Metallische Fragmente häufen sich. "Sie werden immer größer" meine ich und befehle höchste Aufmerksamkeit! Patterson starrt auf sein Radar und die Sensoranzeige für Vibrationen. Nichts! Langsam erscheinen Umrisse und immer klarer werdende Konturen von stählernen Brocken, so groß, dass sie nur von größeren Kampfmaschinen stammen können. Ein recht beachtliches Trümmerfeld gibt sich unseren Augen preis und können ein MadCat, 2 Versorgungstransporter und einen Puma erkennen, die es in größere Stücke gerissen haben muss. Ich verkleinere den Karten ausschnitt um meiner Vermutung nach zu gehen. "Dieser Schweinehund!" rufe ich - "Anscheinend hat es tatsächlich funktioniert" füge ich hinzu. "Was denn?" fragt Patterson mit neugieriger Stimme. "Der Thor! stammelt Gleason. "Ja!- es muss so sein! diese Ebene hat über ein Seitental Verbindung zu der Ebene in der der Bunkeeingang von gestern zu finden ist" - "Niemals hätte ich gedacht, dass das funktionieren würde!" Der Regen peitscht auf die Stahlleichen und wir erkunden die Gegend, aber nichts zu erkennen.
-----
Wir stampfen weitere 17 Kilometer in Richtung Frontlinie. Unser Raven flankiert uns zur Rechten, während ich etwas abgesetzt links hinter Gleason Formation bezogen habe. Ich schere in Abständen immer wieder aus um unsere Rückseite zu kontrollieren. Doch mit einem Mal raunt es neben mir und schlägt ein. Mit reflexartigen Bewegungen versucht ich die Krabbe aufrecht zu halten und neben mir öffnet sich der Krater der eingeschlagenen Artillerie. "Wir werden beschossen! - FEINDKONTAKT!!" schrei ich und breche die Funkstille. Die nächsten Einschläge lassen nicht auf sich warten. Ich beschleunige und veringere den Abstand zu Gleason. "Kannst Du Ziele ausmachen" Patterson? - "Nein - noch nicht!" - - "Dann Beeilung Kammerad! Beeilung!!" Paterson schwingt die Hufe und nimmt Deckung hinter einer Felsenformation hinter der er langsam vorlugt. "Schwere Artillerie!" - Ach ne?!- Erzähl mir was neues", grummle ich! "Ein Uller auf 10 Uhr, halb hoch, vor der letzten Baumreihe! - soll ich ihn markieren?"
"Ihr macht das schon", antworte ich und entferne mich in Richtung Patterson. Gleason übernimmt ohne zu zögern: "JA". Ein roter Laserstrahl beginnt Pattersons Position zu verraten. Gleason schaltet auf. Die Raketen Fliegen und schlagen ohne kurze Vorwarnung in das Ziel ein. Es reißt dem Uller den rechten Torso weg. Glück! So kann Patterson auf Sicht die Aufschaltung halten. Ich befehle ihm jedoch weiter aufzuklären. Zeitgleich feuer ich meine Large-Laser ab und schneide dem armen Piloten damit quer über den Torso. Er bewegt sich leicht zurück. "Masakari und MadCat in Sicht!" Besser konnte diese Meldung nicht kommen. Denn beinahe hätte ich mich in tiefes, offeneres Gelände begeben um dem Uller den garaus zu machen.
"Der MadCat ist in einer Reparaturstation noch verankert, ein Masakari ist daneben abgestellt und bewegt sich auf uns zu - wenn wir uns beeilen [...]" - ich unterbreche Patterson: "Der Uller muß jetzt weg!- Zum Teufel noch mal!". Gleason schießt den großen Laser und trifft ihn am Bein, während ich eine Breitseite seine LB-X abbekomme. "Scheiße!" Doch schon vorbei, Gleason feuert nochmals - diesmal ruhig, zielsicher und schneidet den Uller in zwei Teile.
Der Masakari taucht nun unterstützend von Artillerie über den kleinen Vorsprung wie aus dem Nichts auf und schießt. Vor meinem Cockpit zischen PPK's vorbei, reißen Gleasons Donnerkeil die LRM-Lafette ab und bringen ihn kurzzeitig zum Schweigen. Uns beide nicht auf dem Radarschirm habend rufe ich nur: "Feuer frei auf den Miskerl!" und Patterson drückt mit mir einen Alpha-Schlag auf ihn ab. Halbiert! Arme Krabbe, sie knarrt und ich fühle mich wie ein Toastbrot, was zu lange auf den erlösenden Sprung in das Freie warten muss. Es trieft mir der Schweiß in alle Ecken und Enden und bewege mich am Limit meines aus vergenenen Zeiten überlebenden Stahlkammeraden. Patterson hat mich unterdessen hinterrücks umlaufen und bezieht zwischen mir und Gleason Stellung, schießt seine Mediumlaser erneut ab und markiert den Masakari. Auch ich schließe mich dem Feindbeschuss langsam wieder an. Der Feindpilot bewegt sich geschickt durch das Gelände. "Ist der MadCad noch dort wo er war?" - "Ja, war er eben noch!" gibt mir Patterson über Funk zu verstehen. Wir machen Druck. "Bewegung, Entfernung sofort verkürzen!" Wir ziehen einen Halbkreis um den Feinlichen Mech, den wir immer kleiner werden lassen und können nur mit viel Mühe der Artillerie und den PPC und LRMs ausweichen. Der Feindmech überhitzt zu unseren Gunsten! Plötzlich schlagen ER-Laser und Artillerie ein. Gleason schreit auf und wird beinahe in seinem Donnerkeil zusammengeschmolzen. Schwein gehabt! Wir schießen und dem Masakari fegt es das linke Bein davon. Unter kreischendem, zerberstendem Stahl bricht der Koloß zusammen und geht in Flammen auf. Wir wenden uns ab.
Der MadCat steht vor uns! Patterson beschleunigt und umkreist ihn, während ich mich voller Wut im Zickzack auf in zu bewege. Er kann keinen sicheren Schuß Landen. Der MadCat-Pilot setzt sich in Bewegung und schlägt in Richtung Feldbasis eine langgestreckte Kurve ein. So kann er bei eingedehtem Torso noch bestmöglich feuerstöße austeilen. Gleason setzt sich so schnell er nur stampfen kann in Bewegung. "Wir bringen uns zwischen Feldstation und dem MadCat - Beeilung!" befehle ich. Den MadCat ablenkend bezieht Gleason Postion, ca. 400 Meter von der Station entfernt und stürmt nun auf den MadCat zu. Der feidnliche Pilot setzt einen Treffer und mir fliegt der linke Arm um die Ohren - plötzlich Knallt es gewaltig!- Durch das Tal raunt ein schauriger Donnerstoß. Tief, blechern, knarzend, kreischend und kalt zugleich. Es rollt mir beinahe die Fußnägel hoch: Gleason stand plötzlich vor dem MadCat, der selbst noch in voller Bewegung mir soeben den Arm abschoß. Gleason machte eine geschickte Drehung nach links und zog dann mit zusätzlicher Richtungsänderung unter voller Geschwindigkeit den Torso wieder nach rechts wodurch die stählerne Faust des Donnerkeils mit tödlicher Gewalt im Cockpit einschlug. Keine Chance zu entkommen. Ein schaurig schönes Bild
!
Nur langsam rutscht ihm dieser zerbrochene Clan-Mech von der Kralle. Ich hake mit der rechten schere ein und behelfe Gleason zur >Freiheit<. "Das geht in die Geschichte ein" ruft Patterson. Er hatte derweile das Feuer auf die Haubitze eröffnet und sie mit seinen Lasern zusammen geschmolzen. Recht triumphal stampfen wir auf den kleinen Feldposten zu. MG-Feuer wird uns entgegnet und eine kleine Partikelkanone versucht uns etwas an zu haben. Wir machen kurzen Prozess. Mit kurzen MG-Salven beenden wir den kläglichen Infanterieaufmarsch der Claner.
Ich gebe über Funk durch, dass wir uns beeilen müssen! [...]
Sieg - Kameraden!
e.o.t.
.-
Edited by snaildefy, 18 December 2015 - 12:38 AM.