Das Grundeinkommen hat einen großen Gegenspieler: Den Kapitalismus. Technologisch und ethisch ist es längst überfällig, systematisch ist es aber Gift für die "Gewinnpolitik".
Stellen wir uns mal folgendes vor:
Ein Unternehmer macht hauptsächlich Gewinn dadurch, dass er billig produziert und teuer verkauft. Auf Grund von Konkurrenz, kann er nicht unendlich teuer verkaufen - ist als irgendwann gedeckelt. Hier noch mehr Gewinn zu machen, geht dann also nur noch über die Reduzierung von Kosten. Das kann man machen durch:
A: Roboter (Technologie)
B: Billigarbeiter (System)
Das Grundeinkommen könnte durch A fast komplett "erwirtschaftet" werden, mit leichten Systematischen Anpassung (Man stelle sich den Roboter einfach als sowas wie einen Arbeiter vor, der durch seine Leistung was erwirtschaftet und darauf zahlt der "Roboter" Steuern, die nicht in eine Steueroase fließen - und falls doch, wird das Unternehmen einfach dem Erdboden gleich gemacht - Danke)
Leider sind wir noch nicht ganz so weit und trotzdem noch etwas abhängig von "B". Hätten wir das Grundeinkommen, würde niemand mehr Drecksjobs machen, also Fließbandarbeit, Kloaketaucher, Praktikant inner Fischfabrik etc... WENN man Arbeiten geht, dann nur noch, wenn einen der Job halbwegs gefällt und die Entlohnung fair erscheint.
Uff, das ist ein Bombardement auf die Gewinnspanne sondersgleichen. Das bekommt man nur mit ner starken Binnenwirtschaft finanziert - nicht so ner so la la.. nee, da muss in jedem Dorf schon gefühlt ne Uni stehen.
Was bleibt also? Richtig, Anpassung des Systems auf die aktuelle Technologie und Entkopplung der Abhängigkeiten (hier: Grundbedürfnisse) vom Wirtschaftssystem. Also: Wohnung, Essen, Trinken, Strom, Kommunikation und Nahverkehr.
Das könnten wir zwar machen, dauert aber auch ~10 Jahre in der Umstellung - und die müssen erstmal überbrückt werden. Und deswegen haben wir noch kein Grundeinkommen: Die Rahmenbedingungen passen noch nicht so ganz. Wir müssten das erst einmal updaten. Möglich wäre es, ja - davon bin ich überzeugt.
edit:
Es gibt/gab 2 Modelle: Einmal das aus der Schweiz mit 2.500 Franken (Nach Anpassung der relativen Lebenshaltungskosten) entspricht das 1.500 € und dann das Modell in Finnland, mit ~670€. Beide Modelle unterscheiden sich in ihrer Kernthese. Finnland will ein absolutes Existenzminimum sicherstellen und alles darüber, muss der Mensch sich selbst erarbeiten. Was dann aber mit Menschen mit Behinderung passiert, ist noch nicht geklärt. Auch was passiert, wenn es schlichtweg keine Jobs gibt, oder nur welche, für die man gar nicht ausgebildet ist, obwohl man einen guten Abschluss hat (sagen wir man ist Ingenieur für Lautsprecherbau und die Stadt hat nur ne Schokoladenfabrik) Das finnische Modell hat also noch ein paar Lücken. Das Modell der Schweiz (wurde abgelehnt) sollte einen Anreiz für eine "menschlichere Gesellschaft" darstellen, wo der äußere Druck zu arbeiten nicht mehr so stark sein sollte und es mehr darum gehen sollte, mehr nach seinen Talenten zu arbeiten (also Selbstentfaltung). Es wurde abgelehnt, weil die Bevölkerung Angst davor hatte, dass es wirtschaftlich nicht tragbar sei (ganz kurz gesagt) - es war außerdem nur sehr schlecht ausgearbeitet.
Für Deutschland wäre eine gesunde Mitte aus beiden Ansätzen wohl das bessere Experiment - ich werfe hier mal einen Betrag von ~900 - 1.000 Euro in die Runde.
Edited by Túatha Dé Danann, 24 June 2016 - 10:04 AM.